#51

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 08.11.2008 21:34
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo,

zuerst möchte ich vorweg schicken, dass ich selbstverständlich davon ausgehe, dass sich unsere Forumteilnehmer an die Gesetze halten und nur legal erworbene Pflanzen kultivieren.
Ich halte es für einen wichtigen Sinn des Forums Kultur und Vermehrung von Erdorchideen zu dokumentieren. Wenn alle erfolgreich die Pflanzen kultivieren und vermehren, gibt es wohl kaum noch einen Grund Pflanzen aus grauen Quellen zu besorgen.
Die Techniken in der Natur neue Orchideenstandorte zu etablieren, haben ein paar Aktivisten zu denen ich auch mich zähle, schon etwa ab 1980 entwickelt.
Was wir allerdings erlebten, war nicht etwa Freude und Anerkennung, sondern Ablehnung und blanker Hass aus der bornierten Botanikerszene. Diese Leute möchten viel lieber in ihren Tabellen ein Kreuz hinter eine Art machen als Wiederansiedlungen zu akzeptieren.
Wir haben uns allerdings von diesen Blinzlern nicht stören lassen und unser Ding durchgezogen.
Ansiedlungen konnten wir von Himantoglossum, Anacamptis, Aceras antropophorum, Ophrys araneola, Ophrys sphegodes u. v. a. so gut abschließen, dass heute dort große Populationen existieren.
Nun ja, das ganze ist lange her und längst verjährt. Durch das Wissen und die Erfahrung die wir dabei über Lebensbedingungen von Orchidee gesammelt haben, sind wir aber heute den verstaubten Gelehrten wissensmäßig turmhoch überlegen.
Wenn euch also, natürlich nur zur intellektuellen Fortbildung, ein paar Kniffe und Tricks zur Ansaat oder Pflanzung von Orchideen interessieren, keine Hemmungen.

Bis bald
Manfred

nach oben springen

#52

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 09.11.2008 08:29
von whiteorchid (gelöscht)
avatar

Hallo manfred K,
du sprichst mir aus der Seele.

LG
whiteorchid

nach oben springen

#53

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 09.11.2008 23:15
von Uhu • Unkrautzupfer | 46 Beiträge
Hallo,

ich kenne ebenfalls die Diskussionen um sich lokal dünne machende Arten. Mir sagte ein "Orchideenfreund" der eine Kalklinse (Naturschutzgebiet) mit in unserer Gegend seltenen Arten betreut: "was weg ist, ist weg!!!" - seine größte Sorge ist, dass es zu Ansalbungen kommt. Sind doch Oph.apifera und Orchis militaris nach langjähriger Abwesenheit wieder zur BLüte gekommen. Das schien für ihn mehr Bedrohung als Glück.
In diesem Frühjahr hab ich in Nordhessen Oph.scolopax gesehen. Auf der in Orchideenkreisen gut bekannten Fläche wäre mdeiner Meinung nach eine Nachzucht von Oph.fuciflora mit Samenherkunft nördlich der Alpen sinnvoller gewesen. Auch wenn die scolopax toll aussahen, kann ich darüber nicht wirklich froh sein.

Im Umgang mit Naturschutzbehörden habe andere Erfahrungen gemacht. Die untere Naturschutzbehörde in meinem Heimatkreis hat mich nicht nur mit Nachzucht, Aussaat und Wiederansiedlungsversuch beauftragt, sie stellt für die nötige Biotoppflege und meine Aufwendungen sogar Mittel zur Verfügung. Es geht also auch anders. Da ich das zum ersten mal mache, kann ich noch keine Ergebnisse bringen. Die schnellsten Wachser haben gerade Pikiergröße geschafft.

@Manfred - welche Erfahrungen hast Du mit reiner Ansaat gemacht? Ich habe auf einer Stelle ausgesät, eine andere Wacholderheide soll später mit nachgezogenen Pflanzen besetzt werden. Es handelt sich übrigens um Anacamptis morio.

Gruß Jürgen
zuletzt bearbeitet 09.11.2008 23:16 | nach oben springen

#54

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 10.11.2008 08:09
von Rudolf • Kompostverteiler | 430 Beiträge

Hallo Jürgen
Wenn Du zum Erdorchideensymposium kommst würde ich auch einmal Frau von Ramin um Rat fragen.Denn sie betreut nach eigener Aussage ein riesiges Grundstück mit Erdorchideen.
Bei funktioniert es auch ganz gut.Ich weische Samen in einer Zuckerlösung ein und giese diese Lösung mitsammt dem Samen vorwiegend unter Weissdorn und Wacholder. Dort ist die Keimrate überdurchschnittlich gut da durch die Ausscheidungen der Blätter( vorwiegend Zucker)diese das keimen fördern. So beobachtet an verschiedenen Versuchsttellen und auch Gott sei Dank im Garten.
Rudolf

nach oben springen

#55

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 10.11.2008 20:56
von Uhu • Unkrautzupfer | 46 Beiträge

Hallo Rudolf,

danke für den Tip mit der Zuckerlösung. Im Garten habe ich inzwischen auch einen Wacholder stehen werd es gern dort mal ausprobieren. Bei den genannten Biotopen handelt es sich sowieso um Wacholderheiden.

Gruß Jürgen

nach oben springen

#56

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 11.11.2008 13:55
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo Jürgen,
könnte dir besser etwas empfehlen, wenn du mir das Biotop mal etwas schildern könntest. Also Nord-, Südhang oder ähnlich. Vom Boden her, ist es eher schottriges kalksteinmaterial oder eher wiesenartig mit einer gewissen Bodenauflage bzw. wie hoch und wie steil ist der Hang.
beste Grüße
Manfred

nach oben springen

#57

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 11.11.2008 18:46
von Uhu • Unkrautzupfer | 46 Beiträge

Hallo Manfred,

es handelt sich um teilweise sehr flachgründige Magerwiesen über den letzten Ausläufern des rheinischen schiefergebirges mit stellenweise etwas Zechstein in der Tiefe. Insgesamt vom Boden zwischen knatschsauer und nicht ganz so sauer. Hier wächst gern Besenheide. Die betreffenden Wiesen sind eher südost exponiert. Höhe ca 300m über Meeresspiegel. Klimatisch schon leicht kontinentaler Einfluss (Südausläufer des Sauerlandes). Im gengsatz zu meiner Heimat im Ruhrgebiet gibt´s hier in den hiesigen Wäldern keinerlei Ilex mehr.

Gruß Jürgen

nach oben springen

#58

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 11.11.2008 20:58
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo Jürgen,
Anacamptis (Orchis) morio ist, neben den gedüngten Flächen, auch auf Flächen ausgestorben welche dem ersten Anschein nach noch kurzrasig aussehen. Das verstehen viele nicht. Schaut man sich dort die Grasnarbe genauer an, fällt aber auf, dass die Obergräser zwar kurz, die Untergräser aber stark verfilzt sind. Und genau dort liegt das Problem, die Keimlinge kommen nicht mehr durch. Da ältere Pflanzen irgendwann auch mal zugrunde gehen und junge nicht nachkommen erlischt der Standort irgendwann. Bei Standortpflege muss deshalb genau dieser Filz beseitigt werden.
So, südexponierte Lage ist schon mal gut, da Anacamptis (Orchis) morio ja wintergrün ist, tut ihr die Wintersonne ganz gut. Die Stelle solltest du so auswählen, dass etwas mehr Mutterboden da ist, die Art ist eine Wiesenorchidee. Das untere Drittel des Hanges solltest du meiden, da diese Bereiche spätfrostgefährdet sind und die Art blüht ja recht früh. Die Auswahl des Biotops ist meist schon 80% des Erfolges.
Nun zur Aussaat. Ich habe immer eine Grundfläche von 10 m x 10 m genommen. Diese wird so lange oder so stark mit einem Eisenrechen abgezogen bis der Rasen lückig ist und der Rohboden zu sehen ist (Wiesenorchideen sind nämlich alle mehr oder weniger Rohbodenkeimer).
Dann brauchst du nur noch den Samen darüber zu blasen.
Fertig

Es ist sinnvoll das Ganze drei Jahre hinter einander zu machen. Nicht jedes Jahr ist ein gutes Keimungsjahr und man weis nie in welchem man gerade ist.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen auf etwa 1 oder 2 qm ein bis Hände voll Dolomitmehl ausstreuen. So hast du noch eine basische Vergleichsfläche. Was bestimmt auch interessant wäre.

Bis bald
Manfred

nach oben springen

#59

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 12.11.2008 08:45
von Uhu • Unkrautzupfer | 46 Beiträge
Hallo Manfred,

danke für Deine Antwort. Insbesondere Dar Tip zur verletzung der Grasnarbe hilft mir weiter. Dieses Jahr habe ich an eine Stelle gesät, die entsprechende Narbenverletzungen durch den Balkenmäher aufwiesen; außerdem hatte ich an der Saatstelle Ginstersämlinge ausgerissen. Ob eine stellenweise Kalkung erwünscht wird muss die UNB entscheiden. Dolomit nehme ich ansonsten sehr gerne, oder Kalksplitt aus dem Abraum eines Kalksteinbruches in Nachhbarschafft zu oben genanntem Naturschutzgebiet. Der Lehm von dort hat im botanischen Garten einige Spontankeimungen gebracht.

Alle Flächen liegen weitgenug am Hang, um einen ausreichenden Kaltluftabfluss zu gewährleisten. Spätfrost ist dahher weniger ein Thema. Andererseits ist die Taub- und damit Reifbildung zum Schutz bei Kahlfrösten ausreichend. Dort habe ich vor kurzem einige wenige Winterrosetten gefunden. Die überwiegende Anzahl scheint aber erst später auszutreiben. In diesem jahr wurden über 200 blühende Exemplare gezählt.
Auf dem Wuchs- und Samenentnahmeort werden nun die Wildschweine wieder mit der Auflockerung des Bodens aktiv. Nach meiner Beobachtung sind die aber mehr an Würmern und Maden, als an Orchideenknollen, interessiert. Manchmal liegen Knollen sogar nach Wühlerei unbeachhtet obenauf. Wenn ich sowas sehe drehe ich die Grassoden wieder richtig und setze dabei die Knöllchen ein. Wenn der Austreib nicht verletzt ist, funktioniert das meistens.

Gruß Jürgen
zuletzt bearbeitet 12.11.2008 08:49 | nach oben springen

#60

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 12.11.2008 12:41
von Rudolf • Kompostverteiler | 430 Beiträge

Ich bitte um Entschuldigung das ich mich hier einmische.
Das mit dem Wurzelfilz verstehe ich nicht ganz. Und würde sogar das Gegenteil behaupten.
Gerade dieser Wurzelfilz ist meines Erachtens wichtig da er schützt und die überschüssige Nässe ableitet.auch als Winterschutz gegen Barfröste nicht zu verachten da er ja bekanntlich weniger Wasser enthält.Ich weiss, es gibt auch Stellen die im Frühjahr überflutet sind aber dies ist die Ausnahme und nicht die Regel.Auch ist die Wintersonne zuz vernachlässigen da morio keine Winterblätter bildet.( Aber auch hier gibt es Ausnahmen.)
Ich kenne genügend Standorte wo dieser Kurzrasen ist ( nicht zu verwechseln mit Trockenrasen oder Halbtrockenrasen wo das Gras nur spärlich auf Feuchtigkeit zugreifen kann da eine zu dünne Auflage besteht,aber auch dort gibt es morio in Massen.)und es werden jedes Jahr mehr Orchideen.Der oder die Standorte werden seit Jahren beobachtet und es ist kein Rückgang zu verzeichnen.
Und dann, Orchideenpflege ja, aber durch Maßnahmen der Entbuschung, nicht der Bodenaufbereitung.Wie will man den das in grösserem Umfang bewerkstelligen.Und es ist ein Eingriff und Zerstörung der Bodenstruktur.
Der von Jürgen angedeutende Schaden durch Würmerfrass kommt meines Erachtens nur daher wenn andere Pflanzen,sprich Grass, fehlen.Ich habe dies schon lange im Garten beobachtet das ich Knollenschäden nur in un-,oder spärlich bepflanzten Beeten hatte.
Zurück zu kommen auf den "Wurzelfilz". Ich weiss nicht ob es allgemein bekannt ist das Orchideensamen sehr gut in Bepflanzungen mit Schnittlauch keimen. Sogar schwerkeimende Arten wie Orchis purpurea und Himantoglossum.
Dann schaut Euch einmal den Boden an im dem der Lauch steht. Da sieht man fast keine Erde mehr.
Und gerade so mal den Samen anpussten??Wenn man nur einige Kapseln zu Verfügung hat.Ich weiss nicht ob dies der richtige Weg ist.
Rudolf

nach oben springen





Besucher
0 Mitglieder und 37 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 6951 Themen und 194299 Beiträge.

Heute waren 7 Mitglieder Online: