#51

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 08:45
von Rhodosfreund (gelöscht)
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Hallo Wolfgang,
schau doch bitte einmal auf die Internetseiten:
http://www.orchideenvermehrung.at/deutsch.htm
http://www.ewetel.net
Dort findest Du alles, was Du zu Beginn des Abenteuers wissen solltest. Dann können wir noch einmal darüber sprechen. Aber denke daran, ich bin auch noch Anfänger.

Gruß

Achim

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#52

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 08:49
von Rhodosfreund (gelöscht)
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Hallo Wolfgang,
die zweite Seite war nicht exakt aufgeführt:
http://www.ewetel.net/~frank.meissner2/Homepage/1460616.htm
nun hoffe ich, dass es in Ordnung ist.

Gruß

Achim

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#53

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 09:42
von Wolfgang • Hängemattentester | 2.252 Beiträge

Hi Achim,

danke für die Links. Du hast Recht, damit findet man einen Einstieg. Die Seite von Erdorchideen-Frank ist bekannt. Ich habe sie selbst von meiner HP aus verlinkt. Auf die Seite von Lotte & Thomas bin ich durch den einleitenden Beitrag von Claus gestoßen.

Und schließlich hat mich Uhu dankenswerter Weise noch auf ein Buch aufmerksam gemacht, nach dem ich abends mal bei Amazon schauen werde, damit man bei Bedarf auch etwas zum Nachblättern vor Augen hat und nicht ständig zwischen dampfendem Kochtopf in der Küche und Bildschirm im Büro hin-und-her-springen muss.


LG Wolfgang
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#54

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 12:38
von Rudolf • Kompostverteiler | 430 Beiträge
Da auch ich mich früher etwas mit der Aussaat beschäftig habe( Kochtopfmethode) ist meiner bescheidenen Meinung nach ein Gestell bezw. Ständer mit Halterungen sehr hilfreich.Ich baute mir eins aus einer Aluminumgrundplatte mit einem 12er Aluminiumstab von ca 30 Zentimeter Höhe.Daran befestigte ich drei dieser abgebildeten Halterungen. In diese habe ich dann Stäbe mit Klammern wie man sie zum Fixieren von Reagenzglässern, eingesteckt.Diese verstellbaren Klammern bekommt man in verschiedenen Grössen und Materialien. Meine bestanden damals auf V 2A bezw. Nirosta mit Kunstoffbacken und hatten ein Kugelgelenk... Dies war aber die teuere Ausführung.Es gibt sie auch in Aluminiumdruckguss mit Korkschutz.
So konnte ich gleich zwei Erlenmayerkolben plus Fritte im Dampfstrom halten bezw. fixieren. Dies erleichterte mir damals ernorm das Arbeiten im Dampstrom..Und es gab keine verbrannten Finger.
Ich nehme an Claus oder Jürgen kennen diese Halterungen und wissen wo man sie bei Bedarf herbekommen kann.
Normalerweisse in einem gut sortierten Geschäft für Laborgeräte.
Leider habe ich nur noch diese eine Klammer aus meinem Bestand da ich damals alles verkauft habe. Heute tut es mir leid.Aber was soll's, 's Lebe get weiter.


Bild verkleinert; Wo, 18.12.08
zuletzt bearbeitet 18.12.2008 23:10 | nach oben springen

#55

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 12:58
von Wolfgang • Hängemattentester | 2.252 Beiträge

Hallo Rudolf,

das scheint mir eine gute Idee zu sein.

Als Unwissender stelle ich mir nur vor, dass die Wirkung des Dampfstroms im Sinne eines möglichst weitgehend sterilen Arbeitens nachlässt, je höher der Arbeitsbereich darüber liegt.

Wenn Du das eine Zeitlang gemacht hast, wie hoch war denn bei diesem System die Infektionsrate?


LG Wolfgang
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#56

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 13:33
von Rudolf • Kompostverteiler | 430 Beiträge

Die Infektionsrate war bei mir ziemlich niedrig da ich auf Grund der Halterung bedeutend tiefer im Dampfstrom arbeiten konnte. Das grosse Problem dabei ist nur das man recht wenig sieht. Aber es langt.
Die Dinger sind allemal von Vorteil da man beide Hände frei hat zum Arbeiten und braucht nichts in der Hand zu jonglieren.
Rudolf

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#57

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 17:31
von Claus • Unkrautzupfer | 39 Beiträge

Na ja,
ich hatte mir bei meinen Anfangsversuchen ein Tortengitter auf den Topf mit siedendem Wasser gelegt und darauf die Arbeiten erledigt. Wer nur ganz selten mal etwas aussäen will, für den ist das vielleicht eine Möglichkeit. Aber es ist schon sehr ärgerlich, wenn dann nach längerer Zeit, vor allem nach dem Umlegen die ganze Mühe umsonst war, weil alles verschimmelt.

Ihr müsst euch mal vorstellen, von manchen seltenen Arten keimen nur ein paar Samen. Die päppelt man dann eine ganze Zeit, und dann geht alles verloren. Wenn man die Vermehrung durch Aussaat ernsthaft betreiben will, ist zumindest auf eine Sterilbox nicht zu verzichten.

Grüße
Claus

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#58

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 19:13
von Rudolf • Kompostverteiler | 430 Beiträge

Hallo Claus
Auf die Idee mit dem Fliegengitter hätte ich auch kommen können.
Aber ich glaube ich hatte damals einfach zu viel Geld.
Und zu wenig um eine Box zu bauen.
Gruss Rudolf

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#59

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 16.12.2008 22:16
von Uhu • Unkrautzupfer | 46 Beiträge

Zitat von Claus
Na ja,
ich hatte mir bei meinen Anfangsversuchen ein Tortengitter auf den Topf mit siedendem Wasser gelegt und darauf die Arbeiten erledigt. Wer nur ganz selten mal etwas aussäen will, für den ist das vielleicht eine Möglichkeit. .... Wenn man die Vermehrung durch Aussaat ernsthaft betreiben will, ist zumindest auf eine Sterilbox nicht zu verzichten.

Grüße
Claus


Hallo Claus,

mir reicht erstmal der Topf mit kochendem Wasser. Ich benutze jedoch kein Gitter, sondern werfe die Gummistopfen einfach während der Arbeitetn ins kochende Wasser und picke sie anschließend mit einer sehr spitzen Pinzette wieder raus. Am Topf stehe ich 1x wöchentlich. Auf diese Art habe ich inzwischen alle meine Umlegegläser gefüllt. Weitermachen kann ich erst, wenn die nächste ladunug auspikiert ist.

Gruß Jürgen

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#60

RE: Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger

in Freilandorchideen 18.12.2008 18:37
von Claus • Unkrautzupfer | 39 Beiträge

Teil 2

Hallo,
heute geht es weiter.

Nach der Einführung und dem Teil 1 kommt jetzt die asymbiotische Vermehrung. Asymbiotisch ist der Gegensatz zu symbiotisch, d.h. ohne die Zuhilfenahme von geeigneten Symbiosepilzen. Die asymbiotische Kultur bietet den Samen und später den Sämlingen auf einem Nährboden alles das, was sie zur Keimung und zum weiteren Wachstum benötigen. Zumindest das, was die Forscher bislang herausgefunden haben.

Bei Pflanzen anderer Familien ist das relativ einfach, man nimmt ein geeignetes Substrat, z.B. Gartenerde, sät die Samen darin aus und wartet auf die Keimung. Dies ist bei Orchideensamen leider nicht möglich, die Schwierigkeiten machen die Vermehrung aus Samen aber auch besonders interessant. Blumensamen z.B. benötigen im Boden vorhandene Mineralsalze und Wasser, um zu wachsen, die dazu benötigte Anfangsenergie bringen die Samen in Form von z.B. Stärke mit. Später ernährt sich die Pflanze dann durch die Sonne mittels Fotosynthese.

Orchideensamen benötigen ebenfalls Mineralsalze und Wasser, aber sie brauchen bis auf wenige Ausnahmen, da sie nicht mit Reservestoffen ausgestattet sind, auch einen Energiespender, dazu dient dann Zucker. Dies kann Haushaltszucker sein, sog. Saccharose, englisch auch „sucrose“, aber auch Traubenzucker (Glucose) ist geeignet. Da von Traubenzucker behauptet wird, er könne beim Sterilisieren des Nährbodens pflanzenschädliche Produkte bilden, nehme ich schon der Einfachheit halber den Haushaltszucker.

Wir brauchen also zunächst einen Nährboden, der Zucker als Energiespender enthält, natürlich Wasser, und er muss eine relativ feste Konsistenz haben, weil die gekeimten Sämlinge in einer flüssigen Suppe über längere Zeit ertrinken würden. Außerdem sollen sie ja aufrecht wachsen, damit sie eine normale Form bekommen. Bewährt hat sich Agar-Agar als Geliermittel, ein Polysaccharid aus Algen, das nur schwer biologisch abzubauen ist und dadurch ein langzeitstabiles Gel bildet. Agar wird nicht von den Pflanzen als Nährstoff verbraucht, d.h. das Gel bleibt über viele Monate stabil. http://de.wikipedia.org/wiki/Agar Ich sage hier gleich, dass es nur ganz wenige alternative Stoffe gibt, und die sind auch teuer. Jedenfalls Gelatine, um diese Frage schon vorweg zu beantworten, ist ungeeignet, weil sie ein Stickstoffdünger ist, von den Pflanzen verarbeitet wird und sich verflüssigen würde.

Agar dagegen ist den Samen bzw. Pflanzen gegenüber inert, d.h. er dient nur als Unterlage, nicht aber der Ernährung der Sämlinge. Am einfachsten kann man einen Nährboden mit fein gemahlenem Agar herstellen, der in Reformhäusern erhältliche Agar in Blattform löst sich schlechter auf, ist aber grundsätzlich auch verwendbar. Man spricht ja vom „Nährboden kochen“, d.h. der Agar löst sich im Wasser erst in der Siedehitze auf, und man muss dann auch einige Zeit rühren. Über die notwendige Menge an Agar ist viel diskutiert worden, ich verwende seit Jahren sehr erfolgreich den Agar von Omikron http://www.omikron-online.de/cgi-bin/cosmoshop/lshop.cgi in einer Menge von 6 g pro Liter. Nehme ich weniger, so wird mir der Agar zu weich, die Sämlinge kippen leichter um, nehme ich mehr, so haben die Sämlinge Schwierigkeiten, mit ihren noch winzigen Wurzeln einzudringen, um die Nährstoffe aufzunehmen. Ein wenig hängt die Festigkeit des Agars auch von den Inhaltsstoffen ab. Wenn man z.B. Ananassaft zugibt – dazu später mehr – dann kann der Agar deutlich weicher werden. Falls er zu weich erscheint, sollte man dann 7 g/l nehmen.

Dann müssen wir den Pflanzen all das bieten, was sie zur Entwicklung von Blättern, Knolle und Wurzeln benötigen, also Dünger. Dazu gehören zunächst die Hauptnährstoffe Stickstoff (N), Kalium (K), Calcium (Ca), Magnesium (Mg), Schwefel (S) und Phosphor (P). Stickstoff kann man sowohl in anorganischer Form liefern als auch in organischer. Man versucht normalerweise die Hauptnährstoffe miteinander zu kombinieren, also z.B. Kaliumnitrat (KNO3), Kaliumphosphat (KH2PO4), Calciumnitrat (Ca(NO3)2, Calciumphosphat (Ca3(PO4)2), Magnesiumsulfat (MgSO4). Ammoniumnitrat (NH4NO3) liefert auch Stickstoff, ist allerdings für viele Orchideenarten nicht geeignet, weil Ammonium eigentlich ein Pflanzengift ist, andere Arten dagegen lieben es sehr. Dennoch: Vorsicht mit Ammoniumnitrat.

Organischen Stickstoff bekommen wir aus Hefeextrakt, Pepton, Caseinhydrolysat oder einem Aminosäuregemisch wie es für Infusionslösungen bei Nierenkrankheiten oder in den Muckibuden zum Muskelaufbau verwendet wird. Die Unterschiede liegen darin, wie weit die Eiweißstoffe in diesen Zutaten bis zu den Aminosäuren abgebaut sind, außerdem in der Zusammensetzung des Aminosäure-Cocktails. Fleisch, Hefe und Soja (für Pepton) sind halt unterschiedliche Stoffe, entsprechend variieren die Aminosäuren. Es gibt bislang keine veröffentlichte Arbeit, in der die Abhängigkeit des Wachstums von den einzelnen Aminosäuren bestimmt worden wäre, lediglich einige wenige wurden auf ihre Wirkung hin grundsätzlich untersucht. Bei 20 Aminosäuren wäre der Aufwand allerdings auch sehr hoch.

Harnstoff ist auch organischer Stickstoff, ich kenne aber kein Rezept für Orchideenböden, das Harnstoff verwendet.

Dann brauchen alle Pflanzen Spurenelemente, das sind hier Eisen (Fe), Mangan (Mn), Bor (B), Zink (Zn), Molybdän (Mo), Jod (I) sowie winzige Mengen an Kupfer (Cu) und Kobalt (Co). Dass Orchideen auch Nickel (Ni) benötigen glaube ich nicht, die in einem amerikanischen Rezept von Bill Steele angegebenen ganz winzigen Mengen von 0,001 mg/l Nickel halte ich für Unfug; denn durch das Kochen des Nährbodens in einem Edelstahltopf nimmt dieser sicherlich wesentlich mehr Nickel auf. In den käuflichen Nährböden sind die geringsten Mengen Kupfer und Kobalt mit 0,01 bzw. 0,1 mg pro Liter Nährboden. Es ist klar, dass man diese winzigen Mengen nicht abwiegen kann.

Die Spurenelemente werden daher über sog. Stammlösungen auf die notwendigen geringen Konzentrationen verdünnt. Dabei löst man zunächst eine genau abgewogene geringe Menge einer Substanz z.B. in 100 ml dest. Wasser und nimmt dann 1 oder 10 ml davon für 1 Liter Nährboden, wobei damit eine Verdünnung auf 1/100stel bzw. 1/10tel erreicht wird. Im Idealfall werden alle Spurenelemente außer Eisen in eine Stammlösung gebracht, von der dann z.B. 1 ml pro Liter Nährboden eingesetzt wird. So mache ich das, und das vereinfacht die Dosierung erheblich. Eisen wird am besten in sog. chelatisierter Form zugegeben, d.h. als Verbindung mit EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure). Das EDTA-Molekül umfasst ein Eisenatom, bindet es und verhindert somit, dass eine zu hohe Konzentration an freiem Eisen im Nährboden entsteht. Erst wenn die Pflanzen Eisen aus dem Nährboden verbraucht haben, wird aus diesem Komplex weiteres Eisen freigegeben.

Soweit die Nährstoffe. Pflanzen benötigen aber noch mehr, und in einem Naturboden ist das kein Problem, diese Stoffe sind entweder durch andere Pflanzen in den Boden gebracht worden oder durch Mikroorganismen erzeugt. Im Aussaat- oder Umlegeglas muss man sie aber zugeben, andernfalls können sich die Sämlinge nicht richtig entwickeln. Jedenfalls hat sich die Zugabe von Vitaminen des B-Komplexes sehr bewährt. Das sind die Stoffe:

Thiamin (B1), Nicotinsäure (B3), Pyridoxinhydrochlorid (B6), Biotin und Folsäure. Manche geben auch Riboflavin (B2) und Pantothensäure (B5) zu. Am wichtigsten soll Thiamin sein. Die Mengen sind sehr unterschiedlich.

Zur guten Entwicklung benötigen Pflanzen auch noch bestimmte Phytohormone. In einer künstlichen Umgebung muss man diese auch zufügen, sonst wird man keine guten Ergebnisse erzielen, vor allem bei der Keimung. Eine Komponente sollte in keinem Orchideenboden fehlen, myo-Inosit. http://de.wikipedia.org/wiki/Inosit . Diese Substanz wirkt ähnlich wie ein Pflanzenhormon.

Richtige Pflanzenhormone sind Auxine und Cytokinine. Wer sich damit beschäftigen will, kann das nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Auxine und http://de.wikipedia.org/wiki/Cytokinine Die bekanntesten Auxine sind Indolylessigsäure (IAA) und α-Naphthylessigsäure (NAA), die bekanntesten Cytokinine sind Kinetin und Benzyladenin (BA). Diese Stoffe werden nur in ganz winzigen Mengen zugesetzt, d.h. im Beispiel Benzyladenin ca. 0,2 ppm, das sind 0,2 mg pro Liter Nährboden, bei Kinetin ca. 0,5 ppm. Oft werden Auxine und Cytokinine miteinander kombiniert, z.B. 0,2 ppm IAA und 0,5 ppm Kinetin. Benzyladenin wird in der Literatur auch unter der Bezeichnung Benzylaminopurin (BAP), Kinetin auch unter der Bezeichnung 6-Furfurylaminopurin geführt, die Stoffe sind aber identisch. Ich schreibe das hier, weil diese Begriffe in der Literatur durcheinander gehen.

Es gehört schon eine ganze Menge Kunst dazu, so kleine Mengen überhaupt abzumessen. Zum Glück haben aber Praktiker bereits andere Zusätze gefunden, die sowohl Vitamine und Spurenelemente als auch Pflanzenhormone enthalten, ohne dass man genau weiß wie viel wovon enthalten ist: Ananas, Kokoswasser, Kartoffel, Banane und eine schwedische Kohlrübe. Damit kann man schon etwas anfangen, ohne Analysenwaage und schwierige Beschaffung der Chemikalien. Man nimmt an, dass in diesen pflanzlichen Zusätzen weitere, noch unbekannte Stoffe enthalten sind, welche Wachstum und Entwicklung fördern können.

Der früher häufig verwendete Birkenblutungssaft taucht in neueren Rezepturen nicht mehr auf, evtl. ist er in kommerziellen Nährböden wie z.B. TGZ noch enthalten. Birkenblutungssaft wird in der kurzen Zeit vor dem Austrieb der Blätter geerntet, er soll z.B. IAA und Glutamin, außerdem als Zucker Fructose und Glucose, in Summe ca. 1% enthalten. Ich habe mit Birkenblutungssaft keine besonders herausragenden Ergebnisse erzielt, allerdings ist das auch schon eine Zeitlang her, und damals waren meine eigenen Böden noch wesentlich schlechter. Man kann nur nicht alles ausprobieren..

Ich habe seinerzeit natürlich auch nicht so komplexe Nährböden wie heute gekocht. Einer meiner ersten Nährböden war der sog. Allan-Boden aus:

2,5 g Hefeextrakt aus dem Reformhaus (nicht ideal, besser Laborqualität einsetzen!)
1,5 g Sojapepton
7,5 g Zucker
3 g Agar
500 ml dest. Wasser

Man sollte dem Nährboden noch 2% Ananassaft oder 10% Kokoswasser, bezogen auf die Flüssigkeitsmenge zusetzen, um bessere Keimraten zu erhalten. Auch Kombinationen von Ananas und Kokos können überraschende Ergebnisse bringen, beliebt ist auch Kartoffelextrakt. Im Internet gibt es viele solche einfachen Rezepturen, allerdings funktionieren diese nicht mehr bei den schwierigeren Arten. Einen guten Überblick über viele Rezepturen findet ihr hier:
http://members.cox.net/lmlauman/osp/html/mcsg_database.html

Sehr schön ist auch die Anleitung von Dr. Svante Malmgren, ein schwedischer Chirurg, der sich seit vielen Jahren sehr erfolgreich mit der Vermehrung von Erdorchideen beschäftigt.
http://www.lidaforsgarden.com/Orchids/engelsk.htm

Jetzt haben wir alle Zutaten zu einem Nährboden. Halt, da fehlt noch etwas: Aktivkohle. Viele Orchideenarten bilden auf diesen künstlichen Nährböden sog. Phenole, das sind hochmolekulare Verbindungen, an denen Phenolgruppen hängen. Phenole sind aber ganz starke Pflanzengifte, wenn man nichts dagegen tut, so vergiften sich die Pflanzen selbst.

Eine Methode dies zu verhindern oder zumindest abzumildern, ist die Zugabe von Aktivkohle. Diese Substanz hat eine riesige innere Oberfläche, auf der alle möglichen Stoffe hängen bleiben können, auch die Phenole, die damit aus dem Verkehr gezogen werden. Falls man aber Orchideenarten aussät, bei denen keine Phenolbildung erfolgt, und das sind viele, muss man sie auch nicht zusetzen. Manche setzen Aktivkohle deshalb auch nur den Umlegeböden zu, nicht aber den Aussaatböden. Wir haben auch schon heftig darüber diskutiert, ob Aktivkohle nicht verhindert, dass diese winzigen Mengen an Phytohormonen wirksam werden, indem die Kohle sie aufnimmt und nicht wieder abgibt. Ich glaube das nicht; denn zwischen Adsorption und Desorption existiert immer ein Gleichgewicht. Verbrauchen die Sämlinge das freie Hormon, dann gibt die Aktivkohle gleich wieder welches ab. Das ist ähnlich wie bei dem chelatisierten Eisen.

Im Teil 3 gehe ich auf das notwendige sterile Arbeiten ein und zeige euch die möglichen Werkzeuge. Ob ich schon in den nächsten Tagen dazu komme, weiß ich noch nicht. Ich muss ja Fotos machen, und den Text habe ich ja nicht irgendwo abgelegt, sondern den muss ich erst einmal aus meinem Kopf heraus holen.

Sonst lasst euch etwas Schönes vom Weihnachtsmann bringen.

Viele Grüße
Claus

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