#1

Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 20:38
von Evili • Gewächshausputzer | 105 Beiträge

Hallo zusammen,

ich habe jetzt eine Weile über dem Thema "Gründüngung" gebrütet und hätte da noch ein paar Fragen. Vielleicht kann mir hier ja jemand helfen?
Im relativ neu übernommenen Garten würde ich im Frühjahr gern Gemüsebeete anlegen. Im Moment besteht die dafür ins Auge gefasste Fläche noch aus Rasen. Ich würde von den angelegten Beeten erst einmal nur eines zum "Üben" nutzen und die anderen wollte ich mit Gründüngung einsäen, um in den nächsten Jahren zu rotieren, also jedes Jahr ein anderes Beet zu nutzen.

Nun gibt es ja z.B. den Hinweis, Kreuzblütler wie Gelbsenf nicht vor oder nach anderen Kreuzblütlern anzubauen - aber wie lange davor und danach nicht? Ein Jahr, mehr, weniger?
Spricht außerdem etwas dagegen, mehrere verschiedene Pflanzen als Gründünger auf einem Beet zu verwenden? Da es Saatmischungen gibt, vermute ich fast, dass es egal ist, aber um sicherzugehen....

Und als letztes... Wie siehts aus mit dem abgestochenen Rasen? Von "Einfach umgedreht wieder hinlegen, da kommt kein Rasen mehr hoch." bis hin zu "Bloß nicht umgedreht hinlegen, den Rasen haste dann noch ewig an der Backe" gibts ja so ziemlich jede Meinung. Da bei uns beim Abstechen dann ungefähr eine dreiviertel Spatentiefe Erdreich weg ist, hatte ich gehofft, die Soden umgedreht hinlegen zu können und die Gründüngungspflanzen sorgen dafür, dass da kein Rasen mehr durchkommt? Oder werden die umgekehrt eher vom aufsprießenden Rasen erstickt?

Ein paar Tips für einen blutigen Anfänger wären wirklich klasse

LG,
Evili

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#2

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 21:23
von Matthias (gelöscht)
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Zitat von Evili
...Im relativ neu übernommenen Garten würde ich im Frühjahr gern Gemüsebeete anlegen. Im Moment besteht die dafür ins Auge gefasste Fläche noch aus Rasen. Ich würde von den angelegten Beeten erst einmal nur eines zum "Üben" nutzen und die anderen wollte ich mit Gründüngung einsäen, um in den nächsten Jahren zu rotieren, also jedes Jahr ein anderes Beet zu nutzen.


Hallo Evili,

Im kommenden Frühjahr würde ich zuerst den Rasen komplett entfernen wo du Gemüsebeete anlegen willst, d.h. die Rasensoden abstechen, auf einem Haufen mit der Grasseite nach unten aufschichten. Danach sämtliche Wurzelunkräuter wie Quecke u.a. per Hand aus dem Boden entfernen. Als nächsten Schritt Sonnenblumen oder Kartoffeln säen/pflanzen. Beide Pflanzenarten bilden mit ihrem Laub eine dichte Fläche deren Blätter den Boden gut beschattet und aufkommende Unkräuter unterdrückt.

Nach der Ernte der Kartoffeln im Sommer kannst du die Beete dann noch mit Salaten, Zichorien, Radies, Rettichen oder Kohlrabi oder mit Gründdüngungspflanzen bestellen.

LG
Matthias


Nordsachsen - Klimazone 7b
zuletzt bearbeitet 04.01.2009 21:24 | nach oben springen

#3

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 21:50
von Evili • Gewächshausputzer | 105 Beiträge

Hallo Matthias,

danke für den Tip! Einen Haufen umgedreht gestapelter Rasensoden habe ich hier seit ca. 3 Monaten liegen; sind die vielleicht bis März soweit, dass ich damit die Fläche auffüllen kann (nach dem Abstechen vom Rasen fehlt da ja doch einiges)? Ansonsten müsste ich mal gucken, was ich zum Auffüllen rangekarrt bekomme.

LG,
Evili

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#4

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 21:55
von Matthias (gelöscht)
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Hallo Evili,

nein, Rasensoden brauchen einige Jahre ehe daraus Erde wird. Bei mir dauert es auf Sandboden ca. 2-3 Jahre, ehe ich die Erde verwenden kann.

Hast du bei dir vor Ort nicht eine Firma wo du Komposterde per LKW anliefern lassen könntest, damit kannst du die fehlende Erde ausgleichen.


LG
Matthias


Nordsachsen - Klimazone 7b


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#5

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 21:56
von Nandina • Unkrautzupfer | 32 Beiträge

Hallo Evili,

ich schließe mich Matthias weitestgehend an.

Soden abstechen und umdrehen geht allerdings auch; da muß halt einiges dabei beachtet werden.

Es empfiehlt sich, den Rasen vorher kurz zu mähen. Das Schnittgut kannst Du später unter die Soden legen, das aktiviert das Bodenleben.

Eine Spatentiefe ist Minimum, besser mehr.

Beim Umdrehen mußt Du sorgfältig arbeiten; d.h., alle Grashalme sollten nach Unten gerichtet sein.

Anschließend steche die Grabegabel mehrfach ein, und rüttle den Boden durch, damit er locker wird.

Nun kannst Du Wurzelunkräuter wie Quecke, Giersch, Löwenzahn und andere per Hand entfernen. Praktisch dabei ist eine Handgabel.
Wurzelunkräuter müssen unbedingt vernichtet werden; die wachsen sonst überall weiter. Du kannst sie aber auch trocknen, und sobald sie rascheln, können sie auch auf dem Kompost. Alternativ kannst Du eine Brühe ansetzen, mit der Du später düngst.

Was die Wahl der Gründüngerpflanzen angeht, da müßtest Du Dich nach deinem Boden richten. Bei tonigen und lehmigen Böden sind Tiefwurzler und stickstoffsammler wie z.B. die Lupine ratsam.

Phacelia ist für eher sandige Böden geeignet.

Ringelblume, tagetes tenuifolia und Gelbsenf sagt man desinfizierende Wirkung nach, mit denen kann man kaum etwas falsch machen.

Kresse eignet sich ebenfalls, vor allem, wenn man flachwurzelnde und schnellwachsende Sachen wie Salat anbauen möchte.

Falls der Boden bis auf die Rasenwurzeln wenig Humus hat, ist das Aufbringen von Kompost sinnvoll.

Ist der Boden eher lehmig und hart, kannst Du zusätzlich zum Kompost noch scharfen Sand einbringen.

Ich hoffe, das hilft Dir ein Stück weiter.

Liebe Grüße
Nandina

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#6

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 22:11
von Matthias (gelöscht)
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Zitat von Nandina
...
Soden abstechen und umdrehen geht allerdings auch; da muß halt einiges dabei beachtet werden.

Es empfiehlt sich, den Rasen vorher kurz zu mähen. Das Schnittgut kannst Du später unter die Soden legen, das aktiviert das Bodenleben.


Ergänzend zu Nandinas Ausführungen möchte ich noch empfehlen wenn man die Rasensoden nicht extern lagert, sondern diese direkt umgedreht auf dem Beet verwendet unter diese reichlich Hornspäne auszustreuen, was zusammen mit dem Grasschnitt eine rasche Verrottung beschleunigt.

Zitat von Nandina
Ringelblume, tagetes tenuifolia und Gelbsenf sagt man desinfizierende Wirkung nach, mit denen kann man kaum etwas falsch machen.


Nicht nur desinfizierend, sondern Ringel-, Studenten-, und Kokardenblume, sowie Sonnenhut (Rudbeckia) ziehen mit den Ausscheidungen ihrer Wurzeln Nematoden an, diese fressen sich in die Wurzeln, und werden von den Pflanzen gefangengenommen. Diese Gründüngungspflanzen bekommt man z.B. von Sperli als "Mischung - Bodendoktor" zu kaufen.

Das wäre nach der Ernte der Kartoffeln, ab Juli noch eine weitere Möglichkeit für eine Zweitkultur bis zum Herbst, die zum einen wie eine Gründüngung wirkt, zum anderen noch Schnittblumen für die Vase liefert, als drittes eine gute Bienenweide darstellt und zudem noch gut aussieht.

LG
Matthias


Nordsachsen - Klimazone 7b
zuletzt bearbeitet 04.01.2009 22:12 | nach oben springen

#7

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 22:24
von Nandina • Unkrautzupfer | 32 Beiträge

Du hast meine Tipps ganz professionell ergänzt, Matthias!

Als ich das erste Beet angelagt habe, hatte ich Schnellkompostierer ausgebracht, der war halt übrig und stand einsam und verlassen rum. Noch nicht mal ein halbes Jahr später war die Wiese restlos verschwunden!

Schwupps, noch Sand rein in den Lehmpatsch, tief gelockert, Rillen mit Vogelsand gefüllt, und Möhrensamen rein. Dazwischen einzelne Fenchel, tagetes tenuifolia , und die Möhren waren wie aus dem Katalog!

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#8

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 22:38
von Evili • Gewächshausputzer | 105 Beiträge

Hallo zusammen,

Zitat von Matthias

nein, Rasensoden brauchen einige Jahre ehe daraus Erde wird. Bei mir dauert es auf Sandboden ca. 2-3 Jahre, ehe ich die Erde verwenden kann.
Hast du bei dir vor Ort nicht eine Firma wo du Komposterde per LKW anliefern lassen könntest, damit kannst du die fehlende Erde ausgleichen.

na gut, dann wächst der Haufen noch ein wenig weiter. Mit einem LKW kommt man nicht an den Garten ran, das Näheste wären 100 Meter (durch einen Trampelpfad mit Steigungen). Mal sehen, im Frühjahr ist ja häufig Baubeginn für Häuser, vielleicht fällt da auch etwas Mutterboden für bedürftige Junggärtner ab, oder wir holen uns die Komposterde mit einem Hänger
Oder ich versuche es so, wie Nandina vorgeschlagen hat, auch Dir danke für die Tips!

Dass Sonnenhut und Kokardenblume auch gegen Nematoden wirken, wusste ich nicht; sind der Liste hinzugefügt.

Was die Bodenqualität betrifft, das muss ich wohl beim Umgraben sehen. Bis jetzt hatte ich "trocken und extrem feinstaubig", "einen feuchten großen Brocken, der ohne Brösel am Spaten hängt", "Ich stehe auf dem Spaten und komme kein Stück in die Erde" und nicht zu vergessen: "Oh, man merkt, hier war früher eine Schutthalde...". Was nun unter dem Rasen schlummert wird mich dann überraschen, denke ich. Vielleicht mache ich schonmal eine Probebohrung, damit es mich bei der endgültigen Arbeit nicht so ganz eiskalt erwischt.

Habt Ihr vielleicht noch eine grobe Idee, was die Zeitabstände für Kreuzblütler etc. angeht? Ansonsten bedanke ich mich schonmal für die Hilfe, das hat mir wirklich schon sehr weitergeholfen!

LG,
Evili

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#9

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 04.01.2009 22:52
von bigkse (gelöscht)
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Vielleicht noch ein Tipp zum Rasensoden verkompostieren:
Zwischen die Lagen kannst du noch ungebrannten Kalk streuen, dann geht die Rotte schneller. Auch schwerer Boden wird dadurch krümeliger.

Bei Gründüngung mit Kreuzblütlern wie Kresse und Senf (Die sind auch oft in Mischsaatgut enthalten.) solltest du auf eine weitgestellte Fruchtfolge achten, wenn du später Radieschen Kohlsorten und andere Kreuzblütler anbauen willst. Es sollten mindestens drei, besser fünf Jahre keine Kreuzblütler nacheinander angebaut werden.

Vorteilhaft ist es, wenn du dir für Gemüsebeete wenigstens für den Anfang - die ersten fünf Jahre - aktuelle Pflanzpläne anlegst, Jahrezahl nicht vergessen! und die dann auch aufhebst. I.d. R. passiert es, dass man nach dem dritten Jahr die einzelnen Reihenfolgen nicht mehr im Kopf hat.

LG
bigkse

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#10

RE: Erfahrungen mit Gründüngung?

in Gemüse- und Obstgarten 05.01.2009 11:28
von geisha 13 • Pflanzenflüsterer | 3.462 Beiträge

Neben den bereits genannten Tipps für die Kompostierung von Rasensoden noch der Hinweis, das ein Schnellkompostiermittel das ganze enorm beschleunigt.

Oder Du kannst Teile der Rasensoden in ein Hügelbeet mit einbauen. Durch die Rotte sinkt ein Hügelbeet im Laufe mehrer Jahre wieder in sich zusammen.


Liebe Grüße
Geisha
Klimazone 7b/Saarland
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