Hallo,
ich hoffe, ich mache mich jetzt nicht unbeliebt, aber ich widerspreche dem Ausgangsposting und der überwiegend geäußerten Meinung entschieden.
Es gibt nach wie vor keinen ökologischen oder „Naturschützerischen“ Grund für eine Vogelfütterung im Garten, schon gar nicht außerhalb der kalten Jahreszeit, im Gegenteil!
Das heißt nicht, dass eine Vogelfütterung grundsätzlich abzulehnen wäre, man richtet damit auch keinen großen Schaden an, aber der Natur hilft man damit nicht. Für mich ein Grund, warum ich Vögel im Winter füttere ist alleine sie für uns, d. h. vor allem für meine Kinder, besser sichtbar zu machen und ich hoffe, dass das hilft, ihnen Freude an der Natur und deren Geschöpfe nahe zu bringen.

Warum diese Aussage:
Natürlich stimmt es, dass der Natur und damit auch den Vögeln mehr und mehr die Lebensgrundlage entzogen wird. Gerade diese Erkenntnis treibt einen Naturschützer ja an.
Den Vögeln fehlen Beeren einheimischer Wildsträucher, die sie fressen würden und es fehlen Insekten als Nahrung – denen wiederum die Pflanzen als Nahrungsgrundlage fehlen. Aber diese Mangel kann nur sehr unvollkommen durch „künstliches“ Futter ausgeglichen werden. Wenn wir den Vögeln wirklich im Garten helfen wollen, können wir das, indem wir nicht Thujen und Rhododendren Pflanzen sondern Weißdorn und Saalweide, eine Zimtrose statt einer Edelrose, eine Blumenwiese statt einem Rasen, einen Baum und so weiter … Mein Garten liegt mitten in einem sonst eher „konventionell-sterilen“ Siedlungsgebiet und an manch einem Morgen im Herbst habe ich schon um die 80 Futter-suchende (und findende) Vögel von meinem Wohnzimmerfenster aus zählen können – ganz ohne Fütterung zu der Zeit. In meinem Garten habe ich auch rund 30 Vogelarten mehr oder weniger regelmäßig zu Gast.
Sommerfütterung ist in einem halbwegs normalen Gebiet eh völlig sinnlos. Es gibt widersprüchliche wissenschaftliche Arbeiten, in wieweit Frühjahrs- und Sommerfütterung vielen Arten sogar schaden kann, vor allem Jungvögeln Insekten-fressender Arten.
Ein weiterer Punkt ist, dass in unseren Gärten, v.a. wenn die ganze Gegend wenig Natur-nah ist, sowieso nur eine sehr begrenzte Artenzahl erscheint und das sind gerade die häufigen, am wenigsten bedrohten Arten. Die gefährdeten Arten profitieren von der Fütterung am wenigsten.
Teilweise sogar umgekehrt: die häufigen, eh nicht bedrohten Arten, die das Futter annehmen profitieren davon, besetzen früher im Jahr Nistplätze (weil ja genug Futter da ist) und verdrängen so die Zugvögel, die vom langen Zug eh geschwächt, plötzlich „quasi zu spät“ im Brutgebiet erscheinen.

Ich weiß, dass die klassischen Vogelschutzorganisationen, wie der NABU (früher „Deutscher Bund für Vogelschutz“ und der „Landesbund für Vogelschutz in Bayern“ eine Kehrtwende hin zur Empfehlung von Vogelfütterungen gemacht haben. Dabei darf man Aber nicht vergessen, dass in diesen Verbänden (und auch in div. Tierschutzverbänden) viele „reine Vogelliebhaber“ organisiert sind, denen aus Liebe zu ihren kleinen Freunden leider oft der Blick fürs große Ganze fehlt. So lange ist es noch nicht her, dass diese Verbände die Dezimierung der „Singvogelschädlinge“ wie Sperber und Habicht etc. gefordert haben.
Ökologisch gesehen macht Vogelfütterung nur in manchen speziellen Artenschutzprogrammen Sinn und dient ansonsten dazu, dass wir Menschen manchmal einen bisschen besseren Blick auf die Natur bekommen, aber übertreiben sollten wir das nicht. Der einzige sinnvolle Artenschutz ist der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Dafür können wir im Garten viel tun!

Zitat von Lotta

---

Hallo manfredm,
... Aber eben alles artgerecht und in Maßen.

---

Passend zum Thema möchte ich auf die Titelgeschichte der aktuellen „Kraut und Rüben“ verweisen, die sich mit dem Thema Vogelfütterung beschäftigt. Ich habe sie mir heute extra deswegen gekauft. Hier ein paar Sätze als Zitat:
„von der winterlichen Fütterung profitieren nur 10% der heimischen Vögel…
Vögel, die den Winter im Süden verbringen, haben überhaupt nichts von der Fütterung, im Gegenteil: die durchgefütterten Standvögel besetzen im nächsten Frühjahr deren Nistplätze, bevor diese Zugvögel zurückkehren…“
Ansonsten bestätigt mich dieser Artikel in meinem Plädoyer für einen Naturgarten als „natürliche Winterfütterung“ und ist schon alleine wegen der schönen Fotos lesenswert.

Übrigens: Tolles Gartenbild, Claudia! Um die Fasadenbegrünung beneide ich Dich.

viele Grüße,
Manfred

Hübsches Haus und Meise mit vollem Kropf...