Das Thema wird auch anderswo diskutiert: Wenn man landläufig von "alten" Apfelsorten spricht, merkt man schnell, daß viele noch gar nicht so alt sind, und umgekehrt viele "neue" oder "moderne" Sorten gar nicht so jung. Offensichtlich trifft also der Begriff "Alte Sorte" nicht ganz, was gemeint ist. Was ist dann aber gemeint?
Richtiger wäre wohl, von "seltenen" Sorten zu sprechen, im Gegensatz zu den wenigen Sorten, die den Erwerbsanbau dominieren. Gab es früher tausende, z.T. lokale-, z.T. mehr oder weniger verbreitete Sorten, dominieren heute rund 20 Sorten den weltweiten Anbau, die meisten "alten" Sorten gibt es zwar noch, werden aber zunehmend selten.
Warum ich heute auf die Idee gekommen bin, diesen Artikel zu schreiben, ist ein Wikipediabeitrag: http://de.wikipedia.org/wiki/Apfelsorten. Daraus geht hervor, daß die genetische Verarmung unserer Apfelbestände noch weit schlimmer fortgeschritten ist, als es die reine Sortenzahl der "häufigeren" Sorten anzeigt. Wenn man die beiden Tabellen "Apfelsorten nach wirtschaftlicher Bedeutung" und "Weitere Apfelsorten" durchsieht, und das sind vermutlich 95% aller Apfelbäume weltweit (diese meine Schätzung ist nicht wissenschaftlich fundiert, aber wohl nicht so weit weg von der Realität) sieht man, daß ein Großteil dieser häufigen Sorten 3 Elternsorten "im Blut" haben: "Golden Delicius", "Red Delicius" und "Jonathan". Das Erbgut von nur drei Sorten bestimmt also die heutige Apfelkultur. Kein Wunder also, daß "moderne" Sorten allgemein als schlecht verträglich für Allergiker gelten: "Golden Delicius" ist eine der kritischsten Sorten für Allergiker und gibt diese Eigenschaft an seine Nachkommen weiter. Kein Wunder also, daß der Erwerbsanbau über viele Krankheiten klagt, ein Erreger, der eine Sorte angreifen kann, wird auch der ganzen Verwandtschaft zur Gefahr.
Alles gründe, die "Alten / Seltenen" Sorten zu bewahren.
Manfred