Die Gegend rund um den Bodensee ist bekannt für sein mildes Klima, ist also nicht
von ungefähr eines der größten Obst- und Gemüse Anbaugebiete Europas.
Leider schließt dies die Überbesiedlung nicht aus. Man könnte den Eindruck haben, Hotels u.a. Ferienunterkünfte breiten sich wie Krebsgeschwüre aus, wobei oftmals auch Uferbereiche darunter leiden.
Als wir an einem milden Spätsommerabend mit der Fähre nach Konstanz übersetzten, um ein paar Kilometer weiter unser Hotel zu beziehen, viel es noch nicht so auf. Erst am nächsten Morgen wurde das Gedränge am Strand sichtbar, was dieses Bild bewusst ausschließt.



Der weitere Weg führte uns über Radolfzell nach Gaienhofen. Vorbei an den bekannten üppigen Gemüse- und Obstplantagen und nicht wenigen Verkaufsständen, wo auch wir uns mit etwas von den Erzeugnissen der Region eindeckten.
Natürlich sind auch nicht der Ernährung dienende Pflanzen in großer Artenvielzahl in Vorgärten und öffentlichen Grün zu sehen.
Mir vielen mächtige Horste Pampagräser in voller Blüte auf, wie hier, eine Gruppe, zur Straße gewandt:



In der Nachbar ein ähnliches Bild und dazu die kleine Form der Cortaderia selloana, das ssp. pygmae mit nur etwa 1 Meter gesamt Höhe:



Welch eine üppige Blüte!

Ziel des Tages war in Gaienhofen - klar - das Haus von Mia und Herrmann Hesse.
Bislang war nur vom Hesse-Haus die Rede und es wurde Zeit, dies zu korrigieren. Immerhin waren es die Eltern von Maria Bernoulli, wie ihr Mädchenname lautete, die 2/3 der Kosten der Landhausvilla beisteuerten.
Und Mia Hesse ließ es sich auch nicht nehmen, zu bestimmen, wie die Räumlichkeiten eingerichtet werden.
Eine Büste von Mia Hesse steht seit wenigen Jahren im Garten.



Nur das Arbeitszimmer des späteren Nobelpreisträger stattete Hesse nach seinen Wünschen aus, merkte die jetzige Besitzerin des Anwesens bei einer Führung an.
Aber Hesse`s Leidenschft galt eh dem Garten. Heute umgeben die Villa noch 3000, damals waren es einschließlich einem Grundstück am See 10000 Quadratmeter.
Es sind noch einige Bäume erhalten, die von Hesse in den 5 Jahren, die er dort verbrachte, gepflanzt wurden.
Unter anderem eine Kastanie, unter der Hesse gerne saß und sich auch heute Bänke und Stühle befinden, wo Besucher den informierenden Worten lauschen.
Nicht zu vergessen die Edelkastanie, die Hesse im Rucksack von einer Italienreise mitbrachte. Sie muss immer beschnitten werden, um nicht zu sehr die Sicht auf die Villa zu beeinträchtigen. Hier konnte ich mir nicht die Frage
verkneifen, ob das ungestüme Wachstum mit dem unmittelbaren Kontakt der Wurzeln mit der Literatur zu tun hat.





Eine 2m hohe Aster und leuchtende Dahlien dominieren zu dieser Zeit unter den Stauden.





Das Haus wurde von einem Architekten geplant und in 7 Monaten bezugsfertig hingestellt.
Eine für die heutige Zeit unvorstellbare Leistung.
Hier noch einige Details dazu:





Das Fenster von Mias Zimmer. Alle Fenster sind im original erhalten, zum Teil auch das Glas.

Vor zwei Wochen unternahm die Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.
eine Exkursion in den Norden Bayerns.
Etappenziele waren der Botanische Garten Bayreuth und der Ahorngarten Gattendorf.
Als erklärter Ahornfan darf ich zu Letzterem an dieser Stelle ein paar Worte verlieren.
Der genaue Zeitpunkt war lange unklar, sollte die Besichtigung der umfangreichen Ahornsammlung im optimalsten Fall mit der besten Herbstfärbung bei strahlendem Sonnenschein statt finden. Mit Letzterem hatten wir Glück, aber die Färbung war dort wie auch in vielen anderen Gegenden witterungsbedingt nicht voll ausgebildet.
Aber diese Kleinigkeit trübte in keiner Weise unseren Eindruck.
Der Erschaffer dieser Anlage, der Baumfachmann Mathias Hoyer, sprach während der zweieinhalb stündigen Führung von den Anfängen der Sammlung, der Beschaffung der Steine, wobei auch Findlinge von 5 bis 6 Tonnen
Einzug in sein Arboretum fanden.
Interessant auch die versteinerten Stämme von Sumpfzypressen, die vor 55 bzw.65 Millionen Jahre hier wuchsen.
Sie wurden in den hier häufigen Erzabbau-Stollen gefunden.

Der Beitrag wurde jetzt eher unfreiwillig unterbrochen. Einige Ahörner wurden nämlich auch fotografiert
und auf diesem Bild ist Herr Hoyer in Aktion:



Der Eindruck täuscht, die Blätter sind nicht nass vom Regen.







Hier ein Schneeballblättriger Ahorn, Acer opalus, im Gegenlicht.



Als seltenster Ahorn der Welt gilt Acer pentaphyllum, der an seinem Heimatstandort im Himalaya nur noch in wenigen Exemplaren vertreten ist. Hoyer ist es gelungen, die schwierig zu vermehrende Art generativ zu reproduzieren.





Es gibt einige Videos vom Ahorngarten Gattendorf und hier einen Link dazu:
https://www.ahornwelt.de/wissenswertes/

Für einen Tag zu viel Programm, bietet sich das Schlosshotel Gattendorf an, nur wenige Kilometer vom Ahorngarten entfernt. Dort kann man die noch sichtbaren Mauern des ersten Schloss vom 12 Jahrhundert erkunden.

Lieber Wolfgang,
danke für den schön bebilderten Bericht aus einem herrlichen Fleckchen Erde. Beeindruckend und eine echte Augenweide.

Es freut mich, dass es dir gefällt, Karin!
Der Ahorngarten liegt nur wenige Kilometer von Hof entfernt, das Fichtelgebirge und im Osten der Böhmerwald prägen das Klima: etwas rau aber schön!
Zu meiner Überraschung wächst in einem Vorgarten, 560 m hoch gelegen, eine an die 3 Meter hohe
Araucaria araucana.
In Hof waren wir zu Mittag in einem größeren Hotel. Für den Preis eines schönen Mittagessen bekomme ich in Regensburg besten Falls eine Brotzeit.
Das bestätigt auch das Ergebnis einer Studie, dass im benachbarten Kreis Wunsiedel mit die niedrigsten Lebenshaltungskosten Deutschlands herrschen.
Wenn jemand nicht mehr weiß wo er im Urlaub hin soll!