Hallo,
aktuell ist es hier in Remscheid sonnig bei -8,2° C. Seit Mitte November haben wir -von wenigen Tagen abgesehen- Dauerfrost und die Prognosen für die nächsten Tage gehen eher noch von weiter sinkenden Temperaturen aus.
Obwohl wir vor ein paar Jahren auch schonmal einige Tage um -10° C hatten, werde ich nach den milden Wintern der letzten Zeit wieder etwas nervös, vor allem wenn ich an meine Pleione und die Bletilla denke.
Für die Cypripedien ist Kälte kein Thema. Im Gegenteil: die meisten brauchen einige Wochen mit Temperaturen jedenfalls unter 5°C und Frost schadet nichts, selbst den Jungpflanzen nicht, die man bei einer Nachzucht aus Sämlingen in der Winterzeit am besten einige Zeit im Kühlschrank unterbringt, wenn man sie nicht sofort ins Freiland setzen konnte oder gesetzt hat.
Deshalb gilt bei den Frauenschuh das Augenmerk weniger dem Kälte- als vielmehr dem Nässeschutz. Eben weil wir in unseren zunehmend milden Wintern eigentlich eher unter zuviel Niederschlägen bei Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes zu leiden haben, decke ich die meisten Cyps. mit einer Plexiglasscheibe gegen eine Übernässung ab. Bei sehr durchlässigen (Sand-)Böden oder ausreichendem Vertrauen in die eigene Drainage ist das wohl nicht unbedingt nötig, aber es beruhigt.
Positiv ist immerhin, dass eine der großen Gefahren für das Wohlergehen der Cyps, nämlich ein Angriff unerwünschter Boden- und Schimmelpilze, bei Temperaturen unter +5°C kaum besteht, weil dabei weder Cyps noch Pilze wachsen. Bei höheren Temperaturen in den Wintermonaten bzw. dann auch im Frühjahr wird es kritisch, weil in der Übergangszeit manche Pilze schneller wachsen als die Orchideen.
Auch die gängigen Dactylorhiza-Arten überstehen unsere Winter ohne weitergehende Schutzmassnahmen in der Regel ebenso problemlos, wie die sehr wüchsigen Epipactis helleborine, palustris, gigantea oder die Hybriden hiervon.
Bei den Ophrys, von denen viele eher ein mediteranes Klima bevorzugen, kann es bei Temperaturen unterhalb -5° kritisch werden. Hier darf ich ergänzend auch auf diesen
Thread verweisen.
Die eingangs erwähnte Bletilla gilt als nur bedingt frosthart. Ruht sie unter einer geschlossenen, einige Zentimeter hohen Schneedecke, ist sie ausreichend geschützt. Barfröste unterhalb -5° können allerdings den Tod bedeuten, weshalb ich für meinen Teil immer eine gute Abdeckung mit Vlies und Noppenfolie wähle.
Von den Pleione gilt nur limprichtii als voll winterhart in unsere Breiten. Ich selbst überwintere seit 10 Jahren auch Pl. formosana im Freien. Beide sollten jedoch vor jeglichen Niederschlägen oder Tauwasser in den Wintermonaten geschützt werden. Formosana erhält wie die Bletilla zusätzlich noch einen Kälteschutz durch ein mehrlagig aufgebrachtes Vlies. Außerdem ist sie so wüchsig, dass ich stets noch einige Töpfe mit Brutzwiebeln aus den Vorjahren für Notfälle im Haus überwintere.