#71

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 13.11.2008 16:00
von whiteorchid (gelöscht)
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Zitat von Rosenblüte
Männer


Hallo Rosenblüte,
so ganz entspricht diese allgemeine Diskriminierung von Männern
nicht der im Forum gepflegten "Nettiquette".

Wenn nicht gerade die "närrische Zeit" angebrochen wäre,
würde ich den Moderator zur schnellen Entfernung
deines Postings auffordern.

Sowas haben "wir Frauen" doch nicht nötig.........

Helau und Alaaf
whiteorchid

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#72

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 13.11.2008 16:09
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo allerseits,
nehme mal an, dass alle wieder zum normalen Geschäft zurückkehren möchten. Also wir alle lernen doch jeden Tag hinzu und auch ich weis wohl nur einen Teil dessen was man über Orchideen wissen kann.
Ich bin aber der Meinung das es von Vorteil für die Kultur ist, wenn man über die Ökologie der Pflanzen auch etwas weis, deshalb hole ich beim Beschreiben immer etwas weiter aus.
Aber auch so, es gibt nichts Schlechtes ohne etwas Gutes. Die Erwähnung von chemischen Pflanzenschutzmitteln durch Rudolf hat bei mir wieder die Erinnerung an eine exotische Sache wachgerufen. Werde in den nächsten Tagen mal eine interessantes Erlebnis dazu schreiben.
Anbei noch ein Bild der Winterblätter von O. morio, das ich heute bei uns am Stadtrand aufgenommen habe. Habe noch ein Schildchen mit Datum dazugelegt, als Beweis. Die Blätter werden im Lauf des Winters noch länglicher. Damit können wir diese Diskussion hoffentlich beenden.

Bis bald
Manfred

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#73

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 13.11.2008 16:31
von butterfly • Admin | 12.137 Beiträge

Hallo Manfred,

ich finde deine Ausführungen sehr interessant. Ich habe in diesem Jahr meine ersten Erdorchideen gepflanzt. Nichts außergewöhnliches, eher Anfängerpflanzen, und muß meine eigenen Erfahrungen erst noch sammeln, deshalb bin ich für alles Tips und Tricks dankbar.


sonnige Grüße

Anja
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#74

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 13.11.2008 20:33
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo allerseits,

durch den freundlichen Hinweis von Rudolf (der bestimmt auch hier wieder konstruktiv mitwirken wird) auf Pflanzenschutzmittel, ist mir eine Sache eingefallen die ganz interessant ist.
Vor zwölf Jahren kaufte ein Freund von mir ein etwas außerhalb gelegenes Wochenendgrundstück von etwa einem Hektar. Zwei Drittel davon waren stark verbuschter Weinberg, der Rest stark verbuschte Streuobstanlage. Den Weinbergsanteil hat er dann im ersten Winter entbuscht, als ich ihm dabei half, habe ich in der Mitte auch einige Winterblätter von Ophrys apifera entdeckt.
Als im nächsten Sommer die Stockausschläge schon wieder ein Meter und höher waren, hat er einen Rappel bekommen und alles mit Round Up (ein Totalherbizid das nur auf das Chlorophyll wirkt) gespritzt. Sah wirklich schlimm aus. Alles braun und abgestorben. Wir haben es dann gleich abgeräumt.
Bei der Kontrolle im Winter konnte ich aber feststellen, dass die Ophrys apifera das Ganze ohne Probleme überstanden hatten (hatten ja zur Spritzung keine Blätter). Die Fläche blieb dann auch den nächsten Sommer fast völlig vegetationsfrei und Ophrys apifera blühte recht gut.
Im nächsten Winter konnte ich dann schon etliche neue Sämlingswinterblätter finden.
Obwohl mein Freund noch zwei Sommer lang spritzte, ich weis eigentlich gar nicht was da noch zu spritzen war, da überall schon Rohboden zu sehen war, wurden die Sämlinge immer mehr.
Und nun das Ungeheuerliche: 5 Jahre nach dem ersten Spritzen standen dort auf 6000 qm 800 Ophrys apifera.
Wir hatten schon als die Entwicklung bei den Jungpflanzen sichtbar wurde Samen von Ophrys sphegodes, Ophrys fuciflora, Himantoglossum hircium und Aceras anthropophorum über die Fläche wehen lassen.
Von diesen Arten liegt die Stückzahl heute von etwa 50 bis über 100.
Gymnadenia conopsea und Platanthera chlorantha haben sich mittlerweile von selbst angesiedelt oder waren schon da.
Da mein Freund auch noch eine Menge verschiedener Träubelchen- und Alpenveilchenarten gepflanzt hat, sieht das Ganze im Frühjahr schon fast mediterran aus.
Tja, was doch so alles auf Rohböden passiert.
Ich will zwar nun nicht Herbizide oder so was empfehlen, aber für interessant halte ich es gleichwohl.
So nun warte ich auf die Kritik.

Bis bald
Manfred

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#75

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 13.11.2008 20:45
von zwerg drache • Supermoderatorin | 8.340 Beiträge

Darf ich um Bilder zur Blütezeit bitten?
LG
zwerg drache

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#76

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 14.11.2008 00:00
von Wolfgang • Hängemattentester | 2.252 Beiträge


Nur mal so am Rande für diejenigen Mitleser, die nicht unbedingt wissen, was sie sich unter Ophrys apifera vorstellen müssen, hier ein Link zum Bienenragwurz.

Diese Orchideenart ist noch recht verbreitet und gilt als nicht so stark gefährdet, wie man dieser Karte, die auf dem Datenbestand der AHO beruht, entnehmen kann.

Ansonsten schließe ich mich der Bitte von zwerg drache an: Ein paar Fotos der beschriebenen Fläche sind sehr zu wünschen, Manfred.


LG Wolfgang
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#77

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 14.11.2008 08:19
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo,
werde mal bei Gelegenheit in meinem Archiv kramen ob ich ein paar gute Bilder finde. Da es für mich viel mehr um den Boden, den Austrieb, den Wuchs, die Vermehrung und ähnliche Nebensächlichkeiten geht, ist die Blüte eigentlich nur nettes Beiwerk. Deshalb fotografiere ich nur wenig.
In diesem Fall war es ja auch nicht meine Leistung, sondern „Der Herr gibt es den Seinen im Schlaf“. In dem Fall, meinem Freund. Habe aber viel dabei gelernt.
Manfred

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#78

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 14.11.2008 08:39
von Rudolf • Kompostverteiler | 430 Beiträge
Hallo Manfred
Nach langem hin und her und nach etlichen freundlichen(und auch unfreundlichen Mails)habe ich mich entschlossen Dir zu antworten....

Zuerst einmal finde ich es Klasse das Du Dir die Mühe gemacht hast mich zu korrigieren. Und das gleich noch mit Bild.Dazu muss ich erwähnen das mir kein Fundort bekannt ist an der die morio ohne Bewuchs wächst. Alle Fundstellen hatten eine reichlichen bis sehr grossen Bewuchs an Grässern. Daher hatte ich dort ( grün ist grün)niemals acht darauf gehabt ob und welche Orchideen schon wie weit waren.Dazu muss ich sagen das ich selten Gelegentheit hatte diese Orte auch zu besuchen da sie zu weit von mir entfenrt sind. Meine Erfahrungen beziehen sich also weitgehend auf den Garten.(Dessen Nachstellung ja an und für sich für die meisten die sich für diese Sache intressieren von grösserer Bedeutung ist als die Wiederansiedlung an ehemaligen Stantorten.)
Bei mir sind momentan sehr viele Orchis mit Winterblättern. Dies sind aber in der Hauptsache Ophrys und Bocksriemenzungen.
Zu dem Round up. Da es ja ein Herbizid ist das nur über die Blätter aufgenommen wird(Das weisst Du ja aber selber als Agrarwissenschaftler)und die Wirkstoffe an die Wurzeln transportiert werden betrifft es nur diese Pflanzen die mit dem Zeug in Kontakt kommen. Auch hier gilt, je grösser die Blattmasse desto grösser der Effekt. Also sind in der Hauptsache( je nach Konzentration)grossblättrige Pflanzen betroffen. Den Orchideen, natürlich ohne Blätter, macht es dann wenig aus.
Aber zur Nachahmung ist es denoch nicht zu empfehlen.
Also dann auch weiterhin auf hoffentlich gute Zusammenarbeit. Und seht es mir etwas nach wenn ich etwas zu direkt bin. Es ist halt meine Art.
Rudolf

edit: Wo; 14.11.08, 08:50
zuletzt bearbeitet 14.11.2008 08:49 | nach oben springen

#79

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 14.11.2008 09:35
von manfred k • Gewächshausputzer | 173 Beiträge

Hallo Rudolf und alle anderen,

Die Geschichte mit dem Herbizid sollte auch nur ein Beispiel aufzeigen wie günstig sich Rohboden auf die Orchideenkeimung auswirken.
Ich habe da viele Informationen ausgewertet und diese Geschichte war nur eine davon. Ich werde aber aus gegebenem Anlass weiter unten noch mal darauf zurückkommen.
Schon 1978 hat Herr Otto Möller eine Massenkeimung von Orchis mascula nach einer Entbuschung südlich von Hannover beschrieben.
In Kurzfassung: Man hatte einen stark verbuschten Standort freigelegt. Die Vegetation unter den Büschen war durch die vorherige starke Beschattung abgestorben. Nach Entfernung der Büsche hat man die Laubstreu und anderes organisches Material bis zum blanken Boden abgeharkt. Also Rohbodensituation. Er schreibt weiter, dass in den darauf folgenden Jahren hunderte von Orchis mascula gezählt wurden. Nachdem Gras und andere Bodenvegetation den Standort wieder stärker besiedelten, gingen die Orchideebestände wieder zurück.
Anderes Beispiel. Im Thüringer Wald bei Suhl gibt es ein Gebiet das Harzgrund heißt. Dort betreibt seit etwa 1972 ein Orchideenfreund Pflege durch Brennen. Es handelt sich um eine Borstgraswiese auf der Pseudorchis albida, Coeloglossum viride, Dactylorhiza sambucina und Orchis mascula vorkommen. Wenn man im Spätwinter die Fläche besucht, sieht man nur Reste von angesengten Grasbüscheln, Asche und Rohboden. Im Frühjahr stehen dort die größten Bestände der genannten Arten, die ich außerhalb der Alpen je gesehen habe.
Hier interessant wieder Rohboden und die Asche, welche ja alkalisch ist.
Zu dem genannten Herbizid muss man erst einmal feststellen, das dieses spezielle kein Gift ist. Eigentlich ist es ein extrem konzentrierter Phosphordünger, der die Pflanzen einfach durch Überdüngung absterben lässt. Das Abbauprodukt im Boden ist letztendlich Apatit, worin der Phosphor unlöslich gebunden wird. Also völlig unschädlich. Aber zum Thema Nährstoffgehalte von Orchideenböden ein andermal mehr.
Ach so, wegen der O. morio. Es geht den meisten so, das sie im Winter nicht gefunden wird. Man muss schon ein sehr gutes Auge haben um sie zu finden.
Bis bald
Manfred

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#80

RE: Naturstandorte von Freilandorchideen

in Freilandorchideen 14.11.2008 09:57
von Wolfgang • Hängemattentester | 2.252 Beiträge

Zitat von manfred k
...Zu dem genannten Herbizid muss man erst einmal feststellen, das dieses spezielle kein Gift ist. Eigentlich ist es ein extrem konzentrierter Phosphordünger, der die Pflanzen einfach durch Überdüngung absterben lässt. Das Abbauprodukt im Boden ist letztendlich Apatit, worin der Phosphor unlöslich gebunden wird. Also völlig unschädlich. ...


Völlig unschädlich???

Zitat aus Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/RoundUp):

"Biologisch abbaubar?
Roundup wird als biologisch abbaubar und umweltverträglich beworben. In der Broschüre „Roundup-Kompendium“ verspricht Monsanto für seine Produkte Roundup UltraMax und Roundup Turbo

„maximale Wirkung bei nur minimaler Belastung der Umwelt“
„Durch starke Adsorption des Wirkstoffes an Bodenteilchen erfolgt keine Verlagerung ins Grundwasser und dieser wird vollständig innerhalb von 30 bis 40 Tagen (DT50) abgebaut.“
In New York gab Monsanto jedoch 1996 eine Unterlassungserklärung gegenüber dem Generalstaatsanwalt ab. Darin verpflichtete sich Monsanto unter anderem, im Staat New York glyphosathaltige Pestizide nicht mehr als sicher, ungiftig, harmlos, risikofrei, biologisch abbaubar, umweltfreundlich, ökologisch vorteilhaft oder praktisch ungiftig zu bezeichnen. Dies wurde unter anderem damit begründet, dass die Hinweise im Sicherheitsdatenblatt diesen Werbeaussagen widersprechen.

In Frankreich verurteilte die Fünfte Strafkammer des Amtsgerichts Lyon zwei Führungskräfte von Monsanto und Scotts France am 26. Januar 2007 zu einer Geldstrafe wegen irreführender Werbung. In der Urteilsbegründung verwies das Gericht unter anderem auf Studien, die Monsanto selbst durchgeführt hat. Diese zeigten, dass Roundup nach 28 Tagen erst zu 2 % biologisch abgebaut ist. Seitdem wird Roundup in Frankreich nicht mehr als biologisch abbaubar bezeichnet. Die Verurteilten haben Berufung eingelegt; die Verhandlung vor dem Appellationsgerichtshof findet am 1. Oktober 2008 statt.


Ursache für das Froschsterben?
Möglicherweise ist das Herbizid Roundup für das teils rasante globale Amphibiensterben mitverantwortlich. Insbesondere für den Zusatzstoff Tallowamin ist eine hochtoxische Wirkung auf Frösche, Kröten und deren Kaulquappen nachgewiesen. Bei Tallowamin handelt es sich um ein Netzmittel, das das Eindringen des Wirkstoffs Glyphosat in die Pflanze erleichtert.

Tallowamin soll nicht in allen Glyphosat- bzw. Roundup-Formulierungen enthalten sein. Grundsätzlich müssen in Deutschland beim Einsatz von Roundup Abstandsauflagen zu Gewässern und Landschaftselementen beachtet werden, in einigen deutschen Bundesländern sind diese in Sondergebieten aufgehoben (z.B. im Marschland, welches mit Gräben durchzogen ist und kein Abstand eingehalten werden kann).

Monsanto soll in Roundup UltraMax mittlerweile ein anderes Netzmittel verwenden. Im Sicherheitsdatenblatt zu Roundup UltraMax ist dieses nur mit „Netzmittel CAS# 68478-96-6“ angegeben. Laut der CAS# handelt es sich hierbei um ethoxyliertes 3-Isotridecyloxypropanamin."


Zitat Ende


LG Wolfgang
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